eBook: Ever & After, Band 2: Die dunkle Hochzeit (Knisternde… von Stella Tack | ISBN 978-3-473-51210-2 | Sofort-Download kaufen (2024)

Wahre Märchen enden nicht mit ' ... so leben sie noch heute', sondern mit dem Tod. Mit einem einzigen Kuss hat Rain alles verloren, was ihr lieb und teuer ist. Seit der Prinz aus dem Grab auferstanden ist, stürzt seine Magie das Land ins Chaos. Rain versucht verzweifelt, ihrem düsteren Schicksal zu entkommen. Denn als Schneewittchen-Erbin soll sie den Prinzen heiraten und damit die Prophezeiung erfüllen, die allen den Untergang bringt. Ihr letzter Ausweg: ein Deal mit Rumpelstilzchen. Doch einer Märchenfigur zu vertrauen, ist genauso gefährlich, wie sich in eine zu verlieben.

Stella Tack besaß schon immer eine große Leidenschaft für Romane voller mystischer Magier, sexy Dämonen und Bad Boys - was sie motivierte, selbst in die Computertasten zu hauen. Mit der 'Kiss the Bodyguard'-Trilogie stürmte sie die Bestsellerlisten. Genauso begeistert ihre Dark-Academia-Romantasy 'Night of Crowns' sowie die Märchen-Fantasy 'Ever & After' die Leser*innen.

Stella Tack besaß schon immer eine große Leidenschaft für Romane voller mystischer Magier, sexy Dämonen und Bad Boys – was sie motivierte, selbst in die Computertasten zu hauen. Mit der "Kiss the Bodyguard"-Trilogie stürmte sie die Bestsellerlisten. Genauso begeistert ihre Dark-Academia-Romantasy "Night of Crowns" sowie die Märchen-Fantasy "Ever & After" die Leser*innen.

KAPITEL 1

In der Nacht, während alles schlief, stand sie auf und nahm von ihren Kostbarkeiten dreierlei, einen goldenen Ring, ein goldenes Spinnrädchen und ein goldenes Haspelchen; die drei Kleider von Sonne, Mond und Sternen tat sie in eine Nussschale, zog den Mantel von allerlei Rauhwerk an und machte sich Gesicht und Hände mit Ruß schwarz. Dann befahl sie sich Gott und ging fort…

Aus »Allerleirauh«
Gebrüder Grimm

Es platschte, als meine Füße in einer Pfütze landeten. Das Wasser spritzte mir dabei bis zu den Waden hoch und durchnässte den Saum des dämlichen Kleides, das so ausladend war, dass ich mich kaum darin bewegen konnte. Obwohl es meine Sicht einschränkte, zog ich mir die Kapuze des blauen Mantels tiefer ins Gesicht und drückte mich dabei so weit in den Schatten, wie ich konnte. Mein Puls hämmerte so laut in meinen Ohren, dass ich kaum etwas anderes hören konnte, auf meiner Zunge lag der blutige Geschmack von geplatzten Äderchen in der Lunge.

Keuchend hielt ich den Atem an, um über das hektische Pochen meines Herzens hinweg auf Schritte zu lauschen, die nicht zu mir gehörten. Meine drei Bewacher waren so leise wie ein Windhauch, und in den zwei Wochen, die ich nun schon im Carneval de Masquerade festgehalten wurde, hatten sie sich jeden meiner Schritte, meine Bewegungen und Gewohnheiten so genau eingeprägt, dass ich quasi nicht einmal furzen konnte, ohne dass es einer der drei bereits vorausahnte.

Und von ihm wollte ich gar nicht erst anfangen. Er war nicht nur wie ein Schatten, der mir folgte, er war der Schatten. Ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er mit mir spielte wie die Katze mit einer Maus. Er ließ mich los, ließ mich laufen, nur um gelangweilt auszuholen und mich im letzten Augenblick wieder an sich zu ziehen. Obwohl er jedes Mal vor Wut kochte, wenn ich erneut versuchte, von hier abzuhauen, war ich mir ziemlich sicher, dass er dieses Spiel insgeheim genoss, was die ganze Sache hier noch bizarrer machte, als sie ohnehin schon war. Wegen ihm wurden meine Fluchtversuche zu einem Spiel. Wegen ihm wurde ich zu etwas, mit dem man spielen konnte… Und mit jedem Fluchtversuch, der scheiterte, entwürdigte er mich ein Stückchen mehr. Es machte mich schwach und ihn stärker.

Allein der Gedanke ließ mich wütend mit den Zähnen knirschen.

»Worauf wartest du? Lauf endlich. Die Strecke ist frei«, piepte es unter meinem Arm hervor.

»Pssst«, zischte ich und drückte den Vogelkäfig enger an mich. Den Vogelkäfig, in dem ein Spatz saß– der sich verzweifelt mit den kleinen Krallen an der Stange festhielt, um von meinem Gerenne nicht wild hin und her geschleudert zu werden.

»Du sollst…«, begann der Spatz.

»Halt die Klappe, Avery«, zischte ich meinem Cousin zu, der sich beleidigt aufplusterte. »Du weißt, was letztes Mal passiert ist, als wir dachten, die Luft sei rein.« Ich musterte vielsagend seine deutlich geschrumpfte und gefiederte Gestalt. Avery hatte bei dieser gescheiterten Aktion eindeutig den Kürzeren gezogen. Wortwörtlich. Er war winzig.

»Diesmal klauen wir einfach kein Pferd«, knurrte Avery.

»Wer hätte auch ahnen können, dass selbst die Pferde hier böse sind und uns fast zu Tode trampeln und zurückschleifen?«

Der Spatz machte ein Geräusch, das beinahe wie ein verächtliches Schnaufen klang. »Alles hier hat ’nen Knall.«

Das war noch eine Untertreibung. Ich hatte noch nie so viel Angst gehabt wie in den letzten zwei Wochen meines Lebens. Ganz zu schweigen von den subtilen Grausamkeiten, die sich Black zu seinem persönlichen Vergnügen ausdachte. Noch jetzt spürte ich das schreckliche Gefühl des Insekts, das sich in mein Ohr gepresst und mich dazu gezwungen hatte, all meine Gedanken auszuplaudern. Ich hasste diese Ohrwürmer.

Ich drückte Avery fester an mich und lief weiter gebückt und im Schatten der dunklen Gassen, vorbei an dem großen Platz, der sich vor uns auftat. Der Himmel über uns verblasste zu tiefem Grau, als würde die Farbe– nun, da die Sonne untergegangen war– langsam aus der Welt gewaschen werden. Aber selbst nachts war der Carneval nie wirklich dunkel. Dafür war es viel zu voll, zu laut, zu bunt, als versuchte dieser Ort, absichtlich viel Leben auszustrahlen, um all die Menschen anzulocken. Doch wenn sie einmal drinnen waren, kamen sie nicht mehr raus. Keiner von ihnen. Wie eine gigantische Venusfliegenfalle.

Die Grenzen des Carnevals waren von meiner Position aus nur schwach als Waldrand zu erkennen. Ein Schatten, der beständig dunkler wurde, während der Carneval immer heller strahlte. Ich musste nur die Grenze erreichen und mit der Nacht verschwinden. In ihr verschwinden.

Heute war zudem Neumond. Wenn ich eine Chance hatte, mit der Nacht zu verschmelzen, dann war es heute. Es musste einfach funktionieren. Es gab keine Alternative mehr. In den letzten zwei Wochen hatten Avery und ich bereits alles Mögliche versucht, um auszubrechen. Inzwischen war ich müde, wütend und rastlos. In mir klaffte ein Loch, das ich nicht kannte. Es war dunkel, so dunkel… und je länger ich hierblieb– bei ihm!–, desto schlimmer wurde es. Ich durfte nicht aufgeben. Ich hatte Angst, was aus mir werden würde, wenn ich es tat.

Ich zog mir die Kapuze noch tiefer ins Gesicht und rannte los. Das Lachen der Besucher wehte von überall und nirgendwo gleichzeitig zu mir herüber. Ebenso der Duft von Rosen und Zucker. Selbst der leichte Nieselregen war warm, schimmerte wie Diamanten und roch süßlich. Musik zog und zerrte an meinen Muskeln, verwirrte meine Gedanken, doch ich hatte jeden Schritt geübt, ich wusste, was ich tat.

Nicht hinhören, so flach atmen wie möglich, nicht hinsehen.

Ich fixierte einen Punkt vor mir und lief, so schnell ich konnte, während ich mir Mühe gab, mich nicht von der Welt um mich herum einlullen zu lassen. Mein Kleid raschelte leise, als ich über eine gewölbte gläserne Brücke lief, doch anstatt dem Weg weiter zu folgen, blieb ich stehen und blickte nach unten. Es ging tief hinab. Bei einem einfachen Sprung würde man im eiskalten Wasser landen, aber daneben gab es einen schmalen Pfad, und im Gegensatz zum Rest des Carnevals lag dieser im Dunkeln. Als würde das Licht vor dieser Welt zurückschrecken.

Mit einem gehetzten Blick über die Schulter setzte ich Averys Käfig ab und wickelte die Laken von meinem Körper, die ich zu einem Seil zusammengebunden hatte. Ich zurrte das improvisierte Seil an dem gläsernen Geländer fest und ließ es durch den Spalt nach unten fallen. Das Ende saugte sich sofort mit dem Wasser des Kanals voll.

»Alles klar…« Zittrig atmete ich durch, packte den Käfig an dem vergoldeten Ring, während mein Cousin unruhig Ausschau nach unseren potenziellen Verfolgern hielt.

Es war beinahe unmöglich, mich an dem Seil festzuhalten und den Käfig nicht loszulassen, doch es blieb mir keine andere Wahl– außer ich wollte Avery ein unfreiwilliges Bad verpassen. Langsam hangelte ich mich nach unten. Meine Muskeln zitterten vor Anspannung, während ich die Knoten anstarrte und betete, dass sie hielten. Avery und ich schwankten hin und her. Das Seil hielt… zumindest vorerst.

»Rain, mir sträuben sich die Nackenfedern, ich sag’s dir, sie wissen, dass wir weg sind«, zischte Avery mir zu.

»Ich mach ja schon«, knurrte ich zurück, während meine Muskeln vor Schmerz brannten. Der dumme Käfig war so schwer. Am liebsten hätte ich ihn fallen lassen, hätte mich fallen lassen, aber stattdessen biss ich die Zähne zusammen und machte weiter.

Der Stoff scheuerte mir die Hände auf, und das Brennen sendete Schmerzwellen durch meine Finger hinauf bis in meine Schultern. Ein Windzug peitschte mir das Kleid um die Beine. Das Wasser dort unten starrte uns finster und hungrig entgegen. Der süßliche Geschmack von Blut vermischte sich mit etwas Säuerlichem auf meiner Zunge, während ich vor Anstrengung keuchte.

Nicht mehr weit. Nur noch wenige Meter trennten mich von dem kleinen Pfad. Sobald ich mir sicher war, dass ich mir nicht mehr alle Knochen brechen würde, fackelte ich nicht lange. Ich schwang das Seil ein wenig, um nicht im Wasser zu landen, und sprang. Wind zerrte an meinen Haaren, und kurz darauf prallte ich mit voller Wucht auf. Mein Knöchel knackte, Averys Vogelkäfig fiel mir aus der Hand und rollte auf das Wasser zu.

»Rain!«, rief mein Cousin, der wie in einem Hamsterrad herumgeschleudert wurde.

»Fuck!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht hechtete ich hinterher und stoppte den Käfig, bevor er ins Wasser plumpsen konnte. Mein Cousin klammerte sich mit dem kleinen Flügel an die Gitterstäbe, der Schnabel pikte hindurch, nur wenige Zentimeter vom Wasser entfernt.

»Heilige Scheiße!«, piepte er.

»Sorry!« Ich stellte den Käfig neben mir ab, und für einen kurzen Atemzug blieb ich völlig platt am Boden liegen, während mir der Regen ins Gesicht prasselte. Die Tropfen rannen mir wie Tränen über die Wange. Mein Fuß pochte, doch als ich die Zehen krümmte, war ich mir zumindest sicher, dass er nicht gebrochen war.

Glück gehabt.

»Warum sind heldenhafte Ausbrüche eigentlich so schmerzhaft?«, fragte ich, während mein Cousin völlig zerrupft auf seine Sitzstange flatterte.

»Vielleicht weil wir keine Helden sind, sondern Schüler, die noch dazu zu faul für den Sportunterricht waren?«, gab er zurück.

»Ach ja, das…« Japsend setzte ich mich auf und verzog gequält das Gesicht, ehe ich mich aufrappelte. Wie sehr ich mir...

Erscheint lt. Verlag28.11.2024
Reihe/SerieEver & After
Ever & After
Ever & After
Mitarbeit Cover Design: Alexander Kopainski
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 Jahren • Buch • Bücher • für Mädchen • Geschenk • Geschenkidee • Jugendbuch • Kiss me once • Lesen • Liebe • Liebes-Geschichte • Literatur • Love-Story • Magie • Märchen-Fantasy • New Adult • Night of Crowns • Prinz • Romantasy • romantisch • Schneewittchen • Sexy • Urban Romantic Fantasy • Zweiteiler
ISBN-10 3-473-51210-9 / 3473512109
ISBN-13 978-3-473-51210-2 / 9783473512102

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Author: Eusebia Nader

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Name: Eusebia Nader

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